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Mo's Blog

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Vielleicht ist das der Post vor dem ich immer Angst habe, vor dem ich mich seit Wochen oder Monaten gedrückt habe, aber realisitisch gesehen hätte ich es mir schon vor Monaten eingestehen müssen. Ein Zusammenbruch kommt nicht plötzlich, er schleicht sich an, immer mehr Dinge treffen aufeinander bis sich alles zusammen auf dich drückt und erdrückt.

Wahrscheinlich hatte ich dieses Gefühl des Erdrückens schon davor, nur nicht in dieser Intensität, wie letzten Samstag. Was ist passiert? Eigentlich war fast alles gut. Festival, gute Stimmung, nette Menschen, das Wetter so naja aber nicht ausschlaggebened. Mit einem Freund wollte ich zu Ed Sheeran gehen. Also extra einen Act früher vor die Bühne, um gute Sicht zu haben, 10. Reihe etwa. Der Act lief auch gut und danach 1h und 15min Pause und nach 15min merke ich wie mein Körper einfach nicht mitmacht. Kreuz- und Knieschmerzen, dazu eine volle Blase und allgemeines Unwohlsein. In diesen 15min immer wieder die Überlegung halte ich das aus und durch oder geht es nicht mehr, nur um dann zu dem Punkt zu kommen, an dem man aufgibt. Das körperliche Versagen schlägt sich in dem Moment auch auf dies Psyche durch. Im Nachhinein war es die richtige Entscheidung, es nicht durchzustehen, aber in dem Moment haut auf einmal alles auf einen ein, was nur auf einen einhauen kann. Alle Probleme kommen hoch. Ich gehe aus dem vorderen Bereich der Bühne, nicht ohne noch von anderen angemeckert zu werden. Danach vom Festivalgelände zurück ins Camp. Ich weiß, dass ich einfach nur noch Ruhe brauche, dass gerade alles zusammenstürzt. Also zürck ins Camp, kurz duschen gehen, dann ins Zelt und versuchen mit Musik einzuschlafen, sich zu beruhigen. In den Moment passiert etwas, dass schon lange nötig gewesen wäre, aber ich nicht rausbekommen habe, ich weine. Ein absolut gutes Gefühl in dem Moment, so all den Schmerz abgeben zu können, aber auch irgendwie der falsche Ort und die falsche Zeit… Ich lasse es zu, aber auch nicht lange, zu groß die Angst, dass jemand die eigene Schwäche bemerkt. Das man sich erklären muss, die ganzen Probleme die einen gerade beschäftigen aussprechen muss. In dem Moment war ich dazu nicht bereit. Zu viel Unsicherheit wem man es erzählen muss und ob man verstanden wird.

Doch wie kam es dazu? Ich war doch immer stark, immer ein Ziel von Augen, immer der Mensch mit dem Lächeln auf dem Gesicht, den nichts glücklicher macht, als andere glücklicher zu machen. Ich glaube eines der Dinge die mich bedrücken würde mich bei weitem nicht aus der Bahn werfen. Es ist eine Kombination aus allem, die mich anfangen lassen an mir selbst zu zweifeln und so häufig zu bedrücken, dass ich es nicht für den größtenteil ausblenden kann, um mich konzentriert in ruhigen Momenten damit zu beschäftigen. Ich habe das Gefühl keine richtige Kontrolle darüber zu haben, wann es wieder hochschwappt und mich überrennt und darin liegt das größte Problem. Ich weiß auch nicht so ganz wie ich mich aus der Situation befreien kann. Vielleicht hilft es einmal in Ruhe alle Punkte die mich bewegen und schmerzen aufzuschreiben.

Vielleicht fange ich mit dem trivialisten an, der aber trotzdem vielleicht nach außen überraschend wirkt. Ich habe absolut keine Ahnung was ich in Zukunft machen möchte. Der Plan in den letzten 15 Monaten war, nachdem Masterabschluss ins Ausland zu gehen, nach Skandinvavien. Etwas Englisch lernen, eine neue Umgebung, tolle Natur und Landschaften und mildere Temperaturen. Das ist immer noch Plan A, doch es gibt immer mehr Zweifel in mir. Vor einem Jahr war die Situation noch eine andere. Eine mehr oder weniger gescheiterte Beziehung, ein nur kleiner Freundeskreis in Karlsruhe und somit wenig das mich in Deutschland bzw. in Karlsruhe hält. Die Perspektive eine Neuanfangs klang sehr verlockend und genau richtig. Doch 12 Monate später sieht vieles anders aus, es hat sich ein komplett neuer Freundeskreis entwickelt, es gibt jemanden für den ich etwas empfinde auch, wenn es mehr oder weniger gescheitert ist. Dazu kommt ein Gefühl von gefangen sein. Gefangen in dem Lauf des Lebens Schule, Studium, Arbeit. Ich hatte keine Pause zwischen Schule und Studium und ist es jetzt richtig auch direkt in die Arbeitswelt zu starten. Könnte ich etwas verpassen? Sollte ich noch einmal mich komplett lösen, frei sein, mich frei in der Welt bewegen, die Zeit nutzen, um einige Träume zu verwirklichen die mir vielleicht sonst für immer verwehrt bleiben? Ich weiß es nicht und versuche es auch immer noch etwas vor mir herzuschieben. Erstmal den Abschluss zu Ende bringen auch wenn das schon weh tut und dann mal schauen, was man möchte. Viel Zeit zum Entscheiden bleibt trotzdem nicht, im August oder September müsste ich mit Bewerbungen anfangen…

Also zum nächsten Punkt. Familie. Zum Glück nicht Eltern oder meine Schwester, mit denen läuft soweit alles gut und dafür bin ich unfassbar dankbar. Aber danach wird es schwer. Ich weiß nicht wie man es beschreiben kann, ohne anderen vor den Kopf zu stoßen. Ich habe noch mit 24 drei meiner vier Großeltern, wofür ich auch dankbar bin. Aber die Beziehung zum einen Teil meiner Großeltern wird immer schwieriger. Meine Oma hat in den letzten Jahren körperlich stark abgebaut und versinkt teilweise im Selbstmitleid mit sehr viel Negativität und mein Opa blendet gleichzeitig die Realität komplett aus und lebt in seiner eigenen Welt. Zwar ist er noch körperlich fit, aber der Geist und das Gedächnis lässt auch nach. Nach bald 89 bzw. 93 Jahren auch verständlich. Trotzdem tut es weh, diese Alterung so mitzuerleben. Es sind nicht mehr die Menschen die ich in meiner Kindheit kannte. Über gemeinsame Themen zu reden bzw. überhaupt sinnvolle Gespräche zu führen fällt verdammt schwer. Immer wieder die gleichen Themen und wenig Interesse an dem Leben von mir und meiner Realität. Es fällt verdammt schwer sie überhaupt noch anzurufen und diese Enttäuschug wieder zu erleben, das bei einem Gespräch so wenig zurück kommt. Gleichzeitig hat man ein schlechtes Gewissen, dass sie nicht mehr so lange da sein könnten und man doch die Zeit mit ihnen genießen sollte. Es zereißt einen. Dazu noch eine dadurch auf den Tiefpunkt belastete Beziehung zwischen meiner Mutter und meinen Onkel, dies ich auch nicht in der nächsten Zeit zu entspannen scheint und ich mitten drin. Gerade am Geburtstag von meine Opa war die Anspannungen zwischen allen nicht zu ignorieren. Den Großeltern eine gewisse schöne alternative Realität vorspielen, während die Realität eine ganz andere ist, die sie aber auch nicht verstehen würden…

Ok noch ein Punkt vor dem ich mich wie man merkt vielleicht am längsten auch in diesem Text gesträubt habe. Beziehungen, Liebe, Nähe. Mit dem Kontext den ich davor geschildert habe, mag es vielleicht schon einleuchtend sein, das eine Beziehung nicht unbedingt gut gerade in meine theoretisch perfekte Lebensplanung passt. Ich bin ja “nur noch” bis Ende des Jahres in Karlsruhe, also wieso noch etwas Festes. Aber das locker auch nicht so einfach ist, musste ich auch erst schmerzlich erfahren. Abgesehen von den ganzen Rückschlägen die man im allgemeine im Datingleben und im speziellen auf Datingapps erfährt, ist es verdammt schwer jemanden zu finden mit dem man Nähe teilen kann ohne Commitment. Und da habe ich mich vielleicht auch verrannt. Ich habe jemanden gefunden, den ich attraktiv, schön und charakterlich absolut toll fande. Nur habe ich mich anfangs wegen meines Lebensplans nicht richtig darauf eingelassen und gezeigt, dass ich nicht unbedingt an etwas dauerhaften interessiert bin. Nur um dann zu merken, dass vielleicht mein Plan nicht richtig ist und ich mich anpassen muss, um diese Person nicht zu verpassen. Nur das es da schon mehr oder weniger zu spät war. Ob es genau daran lag weiß ich bis heute nicht, aber es fühlt sich verdammt scheisse an etwas so wichiges wohlmöglich so leichtsinnig verspielt zu haben. Auch wenn ich weiß, dass bei weitem nicht alles gepasst hat, ist da immer noch ein Schmerz in mir, der mir deutlich macht, dass da doch irgendwas wichtiges war. Abschließen ist einfach verdammt schwer. Auch wenn man mit der Person immer noch befreundet sein möchte, da man sie halt einfach mag und es nicht über das Herz bringen würde, sie aus dem eigenen Leben zu stoßen. Ob das vernünftig oder unvernünftig ist, weiß ich nicht. Das versuche ich immer wieder neu zu überdenken, aber jemanden komplett zu verlassen geht für mich einfach nicht. Dazu das Gefühl im Datingleben allgemein nicht attraktiv genug zu sein, zu versagen, zu unsympatisch zu sein. Dann wieder mögliche Chancen zu verpassen oder Fehler zu machen. Ich wil ja auch niemanden aktiv verletzten, jemanden meine Probleme mit denen ich eigentlich erstmal klar kommen muss, aufzudrücken. Ich will nicht jemanden in Anspruch nehmen, nur um meine eignen Probleme zu überdecken. Ich hätte gerne Nähe und Bindung, aber gleichzeitig Unabhängigkeit und das ist alles andere als einfach.

Naja das sind die drei größten Punkte, die immer wieder hochkommen und ich nicht so recht weiß wo ich anfangen soll. Im Endeffekt ist es wahrscheinlich alles Stück für Stück zu lösen. Doch ich weiß aktuell einfach nicht wie und in welcher Reihenfolge. Die Zeit wird es sicherlich zeigen und im Moment ist es wahrscheinlich auch richtig die Gefühle zu und rauszulassen, klar damit zu kommen, dass es einem nicht immer gut geht und es auch solche Phasen gibt und immer noch die Hoffnung zu haben das in der Zukunft wieder viel Sonne ist, auch wenn ich auch die Hitze gerade nicht ausstehen kann.

— 28. Juni 2024