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Mo's Blog

Mourning the Future

Die Vergangenheit ist in Stein gemeiselt, sie lässt sich nicht mehr ändern, was wir aber ändern können ist die Zukunft. Dieses Gedanke gibt Hoffnung, er zeigt, dass sich Dinge in der Zukunft ändern können, die in der Vergangenheit in eine bestimmte Richtung gelenkt wurden. Es ist möglich Fehler zu korrigieren. Aus der Vergangenheit zu lernen und positiven Einfluss auf die Zukunft zu nehmen. Man kann Hoffnung in die Zukunft setzen und auch Wünsche und Pläne über die Zukunft formulieren.

Ja wir können die Zukunft beeinflussen, aber wir können eine bestimmte Zukunft nicht erzwingen. So schön Pläne in der Vorstellung sein könnnen, manchmal verwirklichen sie sich nicht. Es kommt etwas dazwischen, es passiert etwas unerwartetes oder die Pläne waren von vorne herein utopisch und schlicht unmöglich. Bei utopischen Plänen ist es meist nicht schlimm, wenn sie so nicht passieren. Wir wussten eh, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass diese eintreten und waren uns über unsere Wolkenschlösser im Klaren.

Viel mehr tut es weh, wenn etwas das möglich erschien sich nicht realisiert. Wenn ein Urlaub auf den man sich länger gefreut hat ins Wasser fällt, weil man krank ist oder ein Ausflug wegen schlechten Wetter ins Wasser fällt. Aber auch Zwischen-Menschliche-Beziehung können nicht so laufen wie man sich es ausgemalt hat. Über was trauert man eigentlich beim Liebeskummer? Über die Vergangenheit? Meist nicht, die Erinnerungen gehen ja nicht weg, das gemeinsame erlebte ist ja bereits passiert und nicht mehr wegzunehmen. Man trauert doch vielmehr über die Zukunft bzw. die Zukunft die man sich mit der anderen Person ausgemalt hat. Die Dinge die man gemeinsam erleben wollte. Momente die man teilen wollte. Sachen die man sich erzählen wollte. Das alles fällt weg. Man trauert über eine nicht realisierte Zukunft. Eine Zukunft die man wollte, aber nicht bekam, weil wir sie nicht erzwingen können.

Bei der Trauer um eine verstorbene Person ist es dabei ähnlich, wir traueren auch einer Zukunft mit dieser Person hinterher, die es durch den Tod nicht mehr gibt. Eine Zukunft bei der die Person noch bei uns wäre und in der wir die Zukunft gemeinsam hätten teilen können.

Egal in welchem Zusammenhang wir einer Zukunft hinterher trauern es kann verdammt weh tun. Es kann einen runterziehen. In ein Loch fallen lassen. Die Zukunft, die da zerbrochen ist und auf die wir hingearbeitet haben, kann für uns einen harten Rückschlag bedeuteten. Wenn wir in dieser Zukunft in gewisser Weise unseren Sinn oder einen Teil davon gesehen haben, wird uns dieser dabei auch geraubt. Wir wissen erstmal nicht weiter. Wir müssen uns neu orientieren, müssen neue Motivationen finden, eine neue Zukunft ins Auge fassen. Doch das kann erstmal schwer fallen. Man liegt im Bett und hat auf gar nichts Lust. Man weiß nicht wieso man irgendetwas noch machen sollen, wenn es im Hinblick auf die zerbrochene Zukunft eh keinen Sinn hat. Vieles macht keinen Spaß mehr, weil man sich auf Dinge in der zerbrochenen Zukunft so viel mehr gefreut hat und die kleinen Dinge die Spaß machen im Vergleich dazu lächerlich wirken. Daher kann auch Ablenkung schwierig sein. Es kann dauern, unterschiedlich lang und wie lang weiß man nicht so recht. Bis etwas neues kommt eine neue Idee einer Zukunft die man ins Auge fassen möchte.

Aber auch dann kann es passieren, dass man Dinge erlebt die man auch in der zerbrochenen Zunkunft erleben wollte, nur das man merkt, dass etwas fehlt. Die Person mit der man die Momente teilen wollte. Es sind die kleinen Momente in der einen die Vergangenheit einholt bzw. die vergangene Zukunftsvorstellung. Wenn die neue Zukunftsvorstellung gut genug ist, hält man das gut aus, aber wenn der noch frisch ist kann es einen wieder richtig umhauen. Die alten Vorstellungen kommen hoch und damit der Schmerz. Aber die Zeit so unnachgiebig sie ist und wie gerne wir sie manachmal zurückspulen oder anhalten könnten, heilt auch die Trauer über eine geplatzte Zukunft. Es ist nur die Frage, wie lange es dauert. Bis man sich neu orientiert hat, einen neuen Sinn gefunden hat und auch wieder echte Freude an der Zukunft gefunden hat. Man sollte sich aber auch nicht dabei hetzen, Zeit zum Traueren ist immer wichtig, man sollte sich nur nicht in ihr verlieren.

— 30. Jan. 2024