Regelmäßig hier im neuen Jahr weiterzuschreiben hat als Vorsatz nicht ganz so gut geklappt, aber lieber spät als nie. Jedes neue Jahr beginnt bedeutet auch ein Jahr älter werden. Zum Glück nicht direkt, neun Tage Schonfrist haben mir meine Eltern noch gegönnt, aber ziemlich schnell. Und schon steht da beim Alter die gleichen beiden Ziffern, wie die letzten beiden des aktuellen Jahres. Vierundzwanzing groß über die Zahl nachzudenken bringt wahrscheinlich nicht viel. So wirklich was verbinde ich auch nicht mit 24, rechtlich ändert sich nichts und so richtig rund ist die Zahl auch nicht, genauso wie im letzten Jahr die 23.
Auch mag das Alter an einem Tag von der 23 auf die 24 springen und man feiert das ganze mit Freund*innen und Familie, alle denken an einen und man fühlt wieder einmal das man nicht allein ist in dieser Welt. Aber je älter man wird, desto mehr merkt man auch, dass es eigentlich ein Tag wie jeder andere ist. So richtig ändert sich nichts. Älter wird man schließlich jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde im Jahr, es ist ein kontinuierlicher Prozess, der nicht aufhaltbar ist, Zeit halt.
Genauso wie im letzten Eintrag über den Jahreswechsel kommt man auch wieder zu dem Schluss, dass es eigentlich nur mehr oder weniger zufällige Daten im Kalender sind, an denen man bewusst das Vergehen eines Jahres wahrnimmt. Man reflektiert sicherlich das letzte Jahr und steckt sich vielleicht auch Ziele für das kommende, aber so richtig einen Grund, wieso man es genau an diesen Tagen macht gibt es auch nicht.
Es ist eher interessant zu betrachten in welcher Lebensphase man sich befindet. Wenn ich mit Freund*innen darüber rede, dass viele sich etwas Lost fühlen, nicht sicher sind wie es weitergeht, sich von anderen überholt fühlen oder nicht ganz wissen wie sie ihr Leben so richtig gestalten und geniesen können, scherze ich immer von der Quarter Life Crisis. Von einer Midlife Crisis haben die meisten wahrscheinlich schon gehört. Oft genug in verschiedensten Filmen thematisiert und auch die Eltern sprechen mal gerne davon. Den Begriff Quarter Life Crisis ist mir das erste mal in dem Song Der Rest meines Lebens von Kummer begegnet, beschreibt aber doch sehr gut, wie man sich so in seinen Midzwanzingern fühlt.
Wie beschreibt man diese Gefühlslage? Ich merke es immer wieder in Form von Antriebslosigkeit, etwas was ich so von mir eigentlich in den ersten zwanzig Jahren meines Lebens nicht kannte. Damit meine ich nicht, dass ich keine Lust auf anstrengende oder lästige Dinge habe, sondern fehlende Motivation für Dinge die mir eigentlich Spaß machen. Keine Lust zu Programmieren, keine Lust Videospiele zu spielen. Dinge die mir eigentlich immer Spaß gemacht haben und die ich ja auch beruflich Verfolge werden teilweise zur Belastung. Es tut sich die Frage auf, ob es das Richtige ist, was man tut. Der Schwerpunkt von dem was man später machen möchte, ändert sich sicherlich leicht und ich bin nicht am Hinterfragen ob der gesamte Weg den ich gehe der Falsche ist, trotzdem gibt es Zweifel. Zweifel die aus dieser Motivationslosigkeit kommen, weil eigentlich habe ich im Moment genug Zeit. Genug Zeit um Projekte umzusetzen, um mich selbst weiterzubringen, um in meinem Feld zu wachsen. Aber im Prinzip reicht die Motivation nur für das Nötigste.
Immerhin kommen andere Dinge mehr in den Fokus, die wichtiger werden als zuvor. Mit Freund*innen Dinge unternehmen, Feiern gehen, Beerpong, Schwimmen und Radfahren. Vielleicht auch weil bei diesen Dinge das Erfolgsgefühl schneller eintritt, schnell Dopamine ausgeschüttet werden, man glücklicher ist, als sich studenlang mit lästigen Bugs rumzuschlagen und System die schwer wartbar sind. Man nicht vor rießigen Aufgaben steht, die man nicht richtig überblicken und einteilen kann.
Abgesehen davon wirkt auch das nächste Jahr nicht so vielversprechend. Eher wie ein langer Weg zum Ziel, dem Masterabschluss. Die nächste richtig spannende Lebensphase ist erst danach geplant, für 2025, wenn man wieder ein Jahr älter wird. Bis dahin steht das große Projket Masterarbeit im Raum. Sechs Monate Arbeit für den Abschluss und die Frage wie viel Zeit für andere Dinge in dieser Zeit sind. Natürlich habe ich Dinge auf die ich mich freue. Beerpongtuniere, ein Provinzkonzert, Bikepackingtouren und Rettungsschwimmer an der Ostsee, trotzdem wirken diese Sachen klein im Vergleich zu den sechs Monaten. Es stellt sich ein Gefühl ein, dass man da jetzt durch muss, das es hart werden kann und man eventuell auch beißen muss, nicht die besten Aussichten.
Wie damit umgehen? Vielleicht mit dem Gewissen nicht allein zu sein. Ich habe ja schon erwähnt das es Freund*innen ähnlich geht. Das viele nicht ganz wissen, wohin und ob ihre bisherigen Pläne so richtig sind. Und das man wirklich nicht allein ist und eigentlich jede*r am strugglen ist, ist dann doch ein gewisser Trost. Auch das man immer wieder mit Freund/*innen über dieses Gefühl sprechen kann, da jeder relaten kann und man sich austauschen kann, wie man damit umgehen kann hilft. Auch die Bestätigung das die eignen Pläne gar nicht so dumm sind, wie man manchmal denkt, hilft. Und ich glaube fest daran, dass egal wie dunkel es manchmal aussieht, es irgendwo ein Licht gibt, auf das man wieder zusteurt. Die Hoffnung stirbt zu letzt und manchmal hilft es nur die eigenen Erwartungen loszulassen und einfach versuchen jeden Tag zu genießen.
Personal — 17. Jan. 2024